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Olé

Die Plaza de Toros de Ronda ist eine der ältesten Stierkampfarenen Spaniens. 1785 erbaut, heute ein Museum kuriert von der Real Maestranza de Caballería de Ronda, der ältesten Reitinstitution Spaniens und zweitältesten Europas. Älteste ist die Spanische Hofreitschule in Wien, spanisch weil dort ausschließlich Lipizzaner ausgebildet werden, eine ursprünglich spanische Pferderasse. Das Museum ist geschlossen während der Feria im September, dann werden hier Stiere getötet.

136 Toskanische Säulen umzingeln 33²π m² Albero-Sand

Von Granada nach Ronda

Am Morgen des 27. April Abfahrt in Granada. Schon vor der Abfahrt aufs Rad steigen, ich muss zuerst nach Monachil. In einem Kiosk in der gut 10 km entfernten Gemeinde am Fuße der Sierra liegt ein Paket für mich. Drinnen Ersatzteile für meine rechte Ortlieb Tasche, auf der Etappe nach Almería reisst ein Plastikhaken der Arretierung. Ebenfalls im Packerl, eine Lenkertasche. Wenn Kathi nicht mehr mitfährt wirds sonst zu eng am Paklträger.

Auf Warmshowers eine Adressatin für das Paket finden. Mit ihrer Haussitterin alles ausmachen, aber DHL schickt das Pakerl ohne Anläuten zum Paketshop. Die Adressatin des Pakerls im Urlaub also mühsam eine Abholvollmacht zusammenschustern. Dem Mann im Kiosk ist’s eh wurscht wer das Paket abholt. Das Glas Marmelade aus Trevelez als Dankeschön vor die Tür gestellt kommt leider nicht an, gefladert. Trotzdem, danke Nika, danke Dani!

Am Rückweg zur Pensión Matilde in den Regen kommen. Keine Jacke dabei, beim Ankommen waschelnass. Schnell föhnen, zampacken und auschecken. Im Eingangsbereich die neue Lenkertasche installieren und auf besseres Wetter warten. Mittagessen auf den Treppen im Gang, Leute kommen und gehen, obdachlos fühlen. Ein paar Blocks weiter ins Oro Nero und bei einem Kaffee weiterwarten. Um halb 4 schauts besser aus, im Tröpfeln losfahren.

Wenig später wieder starker Regen. Ein Auto mit Schwung, eine tiefe Lacke, ein Schwall Schmutzwasser. Durchdrücken bis La Malahá. Unterm Vordach des Ajuntamento die Socken auswringen, nass auf die Knochen. Ein paar Kilometer weiter das Restaurante Finca Baño Frio hat zum Glück offen. Die einzige Gäste, neben dem wunderbar brennheißen Ofen sitzen und eine ganze Pfanne Arroz con Verduras essen. Eine Stunde später trocken weiterfahren, die Sonne scheint wieder.

Noch 25 km zum Embalse de los Bermejales, an dem Stausee gibt es einen Campingplatz. Zwei Stunden sanft aber anhaltend bergauf, der Antrieb kreischt nach der ausgiebigen Spülung. Rollende Hügel, abwechselnd Weizenfelder und Olivenhainen. Oben grandioser Blick auf den verästelten Stausee, dahinter beleuchtet die Abendsonne die Sierra de Almijara.

Der Campingplatz günstig und schlecht. Straßenzüge mit Dauercampern in Hauszelten, Wohnwagen und Gartenhütten. Kein heißes Wasser, keine einzige intakte Duschkopfhalterung, Klopapier bitte nichts ins Klo sondern in den Eimer daneben werfen. Kurios die große Voliere am Rande des Platzes, drinnen ein Rudel Enten und ein weißer Pfau der dauernd schreit.

Im Restaurant ein Bier trinken und die nächsten Tage planen. Am Tresen Arbeiter vom Ort.

Sonniger Vormittag. Den spiegelglatten See entlang, die Sierra de Almijara kopfüber. Am Staudamm stehen bleiben und das Gefälle bestaunen, unten schießt das Wasser aus der Turbine. Eine kurze Etappe, 15 km nach Alhama de Granada. Auch dort ein Thermalhotel, preislich aber nicht unsere Liga, Rest Day ohne Spa. Vorher noch rauf auf gute 1.100 Meter und wieder runter nach Alhama.

Auf der Plaza de la Constitución Mittagessen und die Check-In Zeit abwarten. Es ist Sonntag, alte Menschen flanieren in Zeitlupe über den Platz. Die Zeit nutzen um auch den Vorderradschlauch zu wechseln. Vorbeikommende Flanierer:innen betrachten stumm und intensiv das am Kopf stehende Rad. Wohnen in einem frisch renovierten Altbau, an der Decke dunkel lackierte, verputzte Balken, überall Flügerltüren.

Wohlverdientes Herumliegen dann ein Spaziergang zum Aussichtspunkt über die Tajos de Alhama, ein Sandsteincanyon direkt am Rand der Altstadt. Der Alhama Fluss tief unten, Häuserruinen an den Hängen. Es hat wieder geregnet, der Horizont wolkenverhangen. Ein Alhambra und die besten Patatas Bravas bei El Rincón De José.

Die Nacht regnerisch, der Morgen windig kalt. Raus aus Alhama Richtung Westen. Zum Aufwärmen extrem steile Rampen, Kathi wird schwindlig. Nach den ersten Höhenmetern nach vorne blicken. Am Horizont das karge Kalksteingebirge Sierra de Loja, davor saftiges Weideland.

An der Sierra vorbei über eine steinige Hochebene, zwischen den Steineichen immer wieder kleine Schafherden. Abfahrt nach Zafarraya, den weiten flachen Kessel durchqueren und wieder hochklettern. Blick zurück, aus dunklen Wolken gehen Regengüsse nieder.

Wieder bergab nach Villanueva del Trabuco, endlose Hügel mit Olivenbäumen. Ein letztes Mal bergauf nach Archidona, gegenüber der Tankstelle beim Ortseingang auf einen schnellen Kaffee bei der Arbeiterbar Cafetería Los Arcos. Runterbrettern Richtung Antequera, Weizenfelder von Mohnblumen rot gesprenkelt. Vorbei an einem markantem Fels, dem Peña des Enamorados (Fels der Liebhaber). Dahinter auf einer Anhöhe, Antequera.

Ein kleines Apartment direkt unter der Alcazaba. Kathi putzt fleißig ihr Rad in dem kleinen Innenhof, ich schreibe. Am Abend eine riesige knusprige Tortilla de patatas vom Mercadona.

Nutriscore F

Antequera ist sehr schön, auf den Straßen kaum Touristen. Nach dem Frühstück Wäschewaschen und nochmal Radbasteln in der Sonne, dann zu den Dolmen. Obwohl UNESCO Weltkulturerbe freier Eintritt für EU Bürger. Das Wort Dolmen kommt aus dem Bretonischen, bedeutet wörtlich ‘Steintisch’ und bezeichnet Grabbauten aus Megalithen, großen unbehauenen Steinblöcken. Die Dolmen in Antequera sind wie die meisten aus der Jungsteinzeit und gute 5.000 Jahre alt.

Die schwerste der Deckplatte des Dolmen de Menga wiegt gut 180 Tonnen

Der zweite Dolmen, Dolmen de Viera ist exakt so ausgerichtet, dass die ersten Sonnenstrahlen zur Sommersonnenwende in die Grabkammer einfallen. Drinnen fand man die Skelette mehrerer hundert Menschen.

Am späten Nachmittag kleine Radtour auf der Radtour zum El Torcal, eine Bergkette mit besonderen Karstformationen 10 km südlich von Antequera. Am Weg schlägt das Wetter wieder um, mit zu wenig Gewand im eiskalten Wind, immer wieder kurze Regenschauer. Oben zittrige Wadln, streckenweise zu steile 750 Höhenmeter und in kurzen Radhosen bei 10 Grad.

Leicht wie eine Feder

Die Kaffeemaschine im Restaurant schon abgedreht, es gibt nix heißes mehr zum Aufwärmen. Fröstelnd eine kleine Rundwanderung zwischen den unwirklich aussehenden Felstürmen. Die Formen entstehen durch die verschiedene Wasserlöslichkeit der einzelnen Schichten des Karbonatgesteins. Rasant heimrollen und einen riesen Berg Tagliatelle essen.

Am Morgen der Abfahrt in Antequera wieder starker Regen. Die Check-Out Zeit ausreizen, dann in die Cafetería Santiago wechseln und auf das Ende des Regens warten. Um 12 noch ein Pan con tomate, das ganze Tiegerl Olivenöl draufgeben. Weiterradln, an der Nordseite am Torcal vorbei, plötzlich läuft ein Rudel Windhunde über die Straße. Ein herannahender Jeep bremst rechtzeitig ab, rammt dann aber einen Nachzügler im Anfahren. Der Hund rennt scheinbar unbeschadet weiter, eine bizarre Szene.

Die weißen Wolkenfetzen in der Steilwand des Torcal zerstreuen sich langsam in der durchbrechenden Mittagssonne. Auf der Landstraße Richtung El Chorro reißt eine Speiche an Kathi’s Hinterrad. Abzwicken und mit dem Speichenschlüssel den Achter ausbügeln, ein Werkstattbesuch ist demnächst fällig.

Über die Ausläufer der Sierra de Huma hoch und kurvig steil runter nach El Chorro. Am Weg spektakulärer Blick über den Stausee und den Desfiladero de los Gaitanes. Durch diese Schlucht verläuft in etwa 100 Metern Höhe der berühmte Caminito del Rey. Angelegt im 20. Jahrhundert für die Arbeiter des lokalen Wasserkraftwerks und später in marodem Zustand als der gefährlichste Weg der Welt bekannt, ist er seit der Restaurierung 2015 für jeden und jede spazierbar. Der Andrang ist groß, Einlass nur gegen Ticket das Monate im Voraus gekauft werden muss. Einen Kaffee trinken in der ranzigen Bahnhofsbar von El Chorro und den Zirkus von unten beobachten.

Wieder hoch zum Puerto de las Atalayas und einen verästelten himmelblauen Arm des Guadalhorce Stausees blicken. An einem kiefernbewachsenen Hang nach Ardales und weiter nach El Burgo, immer den Río Turón entlang. Kurz vor El Burgo perfekter Blick auf den Torrecilla, mit 1.919 Metern der höchste Gipfel der Sierra de las Nieves. Anders als der Name suggeriert ist das Gebirge schon lange schneefrei.

El Burgo ist ein kleines weißgekalktes Kaff. Schlafen in einem Apartment auf 3 Stöcken plus Dachterrasse, von den 80 Quadratmetern die Hälfte Stiegen.

Noch 30 km bis Ronda. Eineinhalb Stunden nur bergauf zum Puerto del Viento auf knapp 1.100 Meter. Zuerst durch dichte Kiefernwälder, bald über der Baumgrenze in alpiner Karstlandschaft. Der Name ist Programm, oben eiskalter Wind aus Ronda. Im Schutz eines Felsblocks ein Packerl Oliven snacken. In ohrenbetäubendem Gegenwind runterrollen durch blütenbunte Schafweiden.

Ronda weniger schön als erwartet und bummvoll mit Tourist:innen. Die Stierkampfarena sehenswert mit top Audioguide.

Olé
Schädel eines Urus, der Vorfahre des heutigen Stiers war 2 Meter hoch, der Kopf alleine wog 48 kg. Ausgestorben im 17. Jahrhundert

Weiterspazieren über den Puente Nuevo. Die ‘Neue Brücke’ wurde 1759 über eine Zeitspanne von 34 Jahren erbaut nachdem die alte wenige Jahre nach Fertigstellung kollabiert. Sie führt über den Canyon des Guadalevín Flusses über den sich die Stadt erstreckt. Der Fluss schießt 98 Meter unter der Brücke als Wasserfall hervor. Mit nur 66 Metern weniger lang als hoch.

Das muss sie sein!

Um die Brücke zu sehen ein wenig in den Canyon hinunterwandern. Hunderte andere Menschen haben die selbe Idee. Am nähesten Aussichtspunkt ein Drehkreuz mit Ticketschalter, dann doch lieber noch ein paar Kehren weiter runter. Müde heimkommen und im Wohnzimmer der Unterkunft in einem riesen Lehnsessel Tomb Raider auf einem absurd riesigen Flachbildschirm schauen.


Kommentare (2)

Wunderbare texte und bilder Schont euch Einen 💐 für jeden (Kati größer:) 🍀 und lG
Mit Genuss, Bewunderung, Staunen, Lächeln gelesen, wahrliche Abenteurer seids! Beeindruckend ist die weite Landschaft in diesen wunderschönen Farben uns so vielfältig - Entschädigung für dir Strapazen 😉 Wünsche euch noch viele wundervolle Aussichten und Erlebnisse, ja, aber auch erholsame Ruhepausen🤗

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