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Von Huelva nach Lagos

Quer durch die Stadt zum Ufer des Río Odiel. Am liebsten mit dem Schiff den Fluss entlang ans Meer nach Punta Umbría, aber das Schiff fährt nur nach Reservierung. Stattdessen den Fluss auf dem Puente-Sífon Santa Eualia überqueren. Ein schmaler Radweg führt vorbei an den Marismas del Odiel, die Feuchtgebiete des Delta des Río Odiel.

Direkt hinter der Brücke große rechteckige Salzwasserbecken. In den Meerwassersalinen wird durch Verdunstung Salz gewonnen. Am Rand eines Beckens schaufelt ein Bagger schmutziges Salz zu einem riesigen Haufen.

Den Radweg weiter entlang der Autobahn. Kiefern und Eukalyptus, kurz vorm Meer sandige Pinienwälder. In El Portil Mittagspause am Strand, ein Fleckerl Schatten unter einem Wacholderbusch. Weiter Sandstrand, was aussieht wie Meer ist eigentlich das Delta des Río Piedras, das Wasser nur leicht salzig.

Es hat fast 30 Grad heute, die Sonne verschluckt bald unser Stück Schatten. Ein paar Kilometer weiter nach El Rompido auf einen Kaffee im schattigen Schanigarten. Zu lange sitzen bleiben und aufs Meer schauen.

6 km Umweg Richtung Norden um auf der Schnellstraße den Río Piedras zu überqueren. Der Schnellstraße folgen bis Ayamonte, die Grenze zu Portugal. Auf dem schönen Dorfplatz ein spanisches Bier und eine Kugel Raffaello-Eis. Die Plaza de la Laguna ist gesäumt von Palmen und bunt gefliesten Bänken.

Ein Fährschiff nach Portugal auslassen und eine gute Stunde den Platz genießen. Um 6 schließlich zwei Kilometer Bootsfahrt über den Río Guadiana nach Vila Real de Santo António. Man merkt wenig vom Grenzübertritt. Beim Aussteigen am Kai ein kleines blaues Schild mit EU-Sternen. Die gepflasterte Hafenstraße entlanggehen, am Straßenrand schöne aber marode Altbauten.

Ahoi!

Die Armbanduhr eine Stunde nach hinten stellen. Ein paar Kilometer durch die lichten Kiefernwälder des Naturpark Dunas Litorais nach Monte Gordo radln. In den Kiefernwäldern am Ortsrand ein von der Gemeinde betriebener Campingplatz. Um den Platz Stacheldraht, am Eingang Schranke und Portier. Drinnen viele Dauercamper, Wohnmobile mit Topfpflanzen und Gartenzwergen. Viel Platz und keine Parzellen. Die Sanitäranlagen gruslig aber funktional. 5 € pro Person und Nacht.

Hier bleib ich

Monte Gordo ein klassischer Badeort, überdimensionierte Hotels und Restaurantspeisekarten. Im Taj Mahal ist das Personal an den Tischen versammelt und schaut hoch zum Flachbildfernseher. Es spielt Championsleague, Bayern gegen Real. Wie wir reinkommen springen alle auf und huschen in die Küche. Etwas verlegen bringt der Kellner die Karte, sie hätten gern sitzen bleiben können. Bayern geht in Führung aber verliert 2-1. Außer uns kommen keine Gäste mehr an dem Abend.

Einen Restday in Monte Gordo. Mit vielen Gelsenbissen vom Vorabend zum Strand. Eine Handvoll Menschen liegt verstreut an dem weiten Sandstrand. Wir haben keinen Schirm, finden aber Schatten unter einem hohen Steg der parallel zum Strand verläuft. Zum Minimarkt für einen Mittagssnack. In der Barca Alegre, einer der zahllosen Strandbars auf einen Kaffee und ein Eis. Die meisten Gäste sind Briten.

Das Solero Exotic besser als je zuvor

Am späten Nachmittag in die Sonne trauen. Herumtollen im starken Wellengang. Sonnenliegen in der Abendsonne, die Nasenspitze wird trotzdem ein bissi rot. Vorm Heimgehen in der Strandbar einen Vino Verde, ein spritziger Weißwein aus dem Norden Portugals.

Am nächsten Morgen wieder heiß, schon um 8 nicht mehr auszuhalten im Zelt. Langsam zampacken und erst um 11 loskommen. Die Landstraße nach Vila Nova de Cacela eng und ohne Seitenstreifen. Die portugiesischen Autofahrer:innen sind weniger vorsichtig als die spanischen.

Von der Landstraße abbiegen Richtung Meer zur Fortaleza de Cacela. Die Festung stammt aus dem 18. Jahrhundert aber schon während der muslimischen Herrschaft im 10. Jahrhundert stand hier eine Festung. Von der Anhöhe weiter Blick über den Ria Formosa Naturpark, eine Lagune die sich von der spanischen Grenze bis nach Faro erstreckt. Die 50 km Küste sind geprägt von lang gezogenen Barriereinseln die die Lagune zum Meer hin abgrenzen.

Es ist Ebbe, die Lagune liegt trocken

Weiterradln auf Seitenstraßen und Schotterpisten, dem Eurovelo 1 folgend. Wenn möglich die Schnellstraßen meiden. Nahe dem Meer entlang durch weite Salinenanlagen. Am Rande der Becken blüht violetter Strandflieder, drinnen staksen weiße Stelzenläufer umher. Im Gatsch unzählige Winkerkrabben.

Mittagspause und Café expresso in Tavira. Zum Tagesziel Faro noch gute 30 km. Der Eurovelo führt auf Schotterpisten und Stegen durch weite Salzwiesen, die dichten Sträucher werden vom Meer regelmäßig überflutetet.

In Olhão letzter Stop an der Strandpromenade, ein kleines Sagres. Ein kleines Bier in Portugal, als Imperial bezeichnet, sind nur 20 cl und kostet etwa 1.20 €.

In Faro zum G-Ride Radladen, Kathi hat immer noch eine gebrochene Speiche. Für die Speiche müssen wir morgen nochmal hin, ich bekomme eine Ersatzschraube für die Lenkertaschenhalterung. Die Schraube in Antequera beim Basteln gelockert, vergessen, losgeradlt und verloren.

Das Baixta Terrace Hostel in einem wunderschönen Altbau. Im Doppelzimmer gut 4 Meter hohe Decken mit Stuck und Knarzboden. Zwei Stöcke drüber eine große Dachterrasse.

Nachts durch die schönen gepflasterten Gassen der Altstadt. Die Restaurants und Bars überteuert, eintönig und auf Tourist:innen ausgerichtet.

Frühstücken ganz oben in der Morgensonne. Kathi zuerst zum Radladen, warten im Lokal nebenan bei einem Espresso um 80 Cent. Wie ich nachkomme bekommt der Flitzer endlich seine neue Speiche.

Bis wir loskommen Mittag. Im Veganismus-freundlicheren Portugal ist Mäcci wieder eine Option. Am Weg raus zum Shoppingtempel Forum Algarve.

Der Eurovelo führt wieder über Schotterpisten. Durch einen Kiefernwald anstrengender Anstieg und rutschige Abfahrt.

Der einzige Flecken Natur heute

Wieder am Asphalt durch das Golfresort Quinta do Lago. Die künstliche Ortschaft ist Teil des Golden Triangle. Diese Region zwischen Faro und Quarteira ist zugepflastert mit Villen, Luxusresorts und Golfplätzen. Am Straßenrand unzählige Reklamen von britischen Immobilienmaklern. Die vielen Arztpraxen und Anwaltsbüros wirken fehl am Platz in dieser Pampa.

An einem Kreisverkehr versehentlich die falsche Ausfahrt hinein in einen Golfplatz. Sofort stoppt uns ein Mitarbeiter in seinem Golfcart.

Bei Quarteira zurück ans Meer kommen. Der Ort eine Ansammlung protziger Hotels. Nirgendwo gibts Schatten. Vor einer Hotelbaustelle am Ortsrand unter einen einsamen Gummibaum setzen.

Es könnt so schön sein

Nochmal 20 km auf der Landstraße nach Albufeira. Auf halbweg beim Café Coelho Kaffeepause und ein Lemon Fizz Eis. Wirres Gespräch mit Bruno, der Mitte-50-Jährige trägt ein angepatztes limettengrünes Polohemd und spricht ziemlich gut Englisch. Warmherzig und ein bissi betrunken.

In Albufeira stressiger Verkehr. Einige Straßen sind gesperrt für eine Motorshow. Menschenmassen drängen sich um einen Platz und gaffen auf eine Reihe Motorradfahrer die ihre Maschinen im Leerlauf aufheulen lassen. Es ist ohrenbetäubend laut, dazu das ständige Hupen einer Motorrad-Alarmanlage. Schnell weiter.

Lärm

Das Residencial Capri an einem kleinen Platz außerhalb der Altstadt. Am Platz reihen sich Souvenirstände und auf Tourist:innen ausgerichtete Lokale. Der Mann an der Rezeption erlaubt keine Räder im Zimmer. Wie wir unsere Räder abgeschlossen mit den Taschen zurückkommen sehen wir ihn im Auto wegfahren. Unschlüssig warten, anrufen, resigniert in den Pub nebenan setzen. Drei Briten unterhalten sich schreiend am Nachbarstisch, am Flachbildschirm spielts die Premier League.

Lasst uns rein

Nach einer Stunde kommt endlich wer anderer. Das Zimmer ist nett, draußen grölen die Briten, am Abend lieber daheim bleiben. Die Räder spät am Abend mit dem Aufzug ins Zimmer holen.

Die Gegend wird auch nach Albufeira nicht schöner. Der Eurovelo führt ins zersiedelte Hinterland. Noch ein Golfplatz, dann über einen langen Steg durch das Feuchtgebiet Lagoa dos Salgados. Von der artenreichen Fauna nix zu sehen, dafür ein voller Parkplatz und Hunderte Menschen am Steg.

Bye-bye Albufeira

Auf Nebenstraßen und Schotterpisten nach Armação de Pêra. Mittagspause und ein Kaffee im O Gato Lambareiro, aus dem Lautsprecher Norah Jones. 20 km auf ruhigen Nebenstraßen nach Portimão, dann nochmal 15 auf der vielbefahrenen Schnellstraße bis Odiáxere. Auf einem Gerüst am Straßenrand sitzt seelenruhig eine Storchenfamilie in ihrem Nest.

Schon ein bissi laut hier

Kurz vor Odiáxere endlich abbiegen auf einen Schwenker zum Meer. Im flachen Wasser der Ribeira de Odiáxere dutzende Kitesurfer. Eine Weile zuschauen, dann die letzten Kilometer Schotterpiste nach Lagos.

Lagos ein dichtes Netz steiler ruhiger Gassen. Auf der Rua 25 de Abril 1974 und den anschließenden Plätzen dann doch einiges los. Riesige Souvenirläden mit viel Blödsinn und Dingen aus Kork. Portugal ist der größte Korkexporteur der Welt aber wohl keines dieser Souvenirs wurde hier produziert.

Zur Praia da Batata und durch eine Höhle im Fels zur Praia dos Estudantes. Die Höhle zum nächsten Strand schon teils überflutet. Die letzte Stunde zum Sonnenuntergang am Strand sitzen.

Im Momo Express nepalesische Momos essen. Satt und müde ins Bett im Lagos Central Hostel.


Kommentare (3)

An Herausforderungen fehlt's euch wahrlich nicht! Wunderschöne Landschaftsbilder und ihr zwei wie immer als ob's bissl spazieren wärt's 😉 Herzlich Umarmung aus der Ferne
Den Reisebericht mitlesen ist 🤔 wie wenn man selber mitradeln würde nur treten andere in die pedale 😄 und selbst braucht man nur schauen 🤓🧐😎 staunen 😲 lachen 😆 mitfühlen 🤭😟🙁 Cool 🍀🤗
Schaut alles voll cool aus, würde am liebsten gleich mitradeln! LG aus Wien ✌️

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