Contraviento
Von Castelserás nach Teruel
4. und 5. April 2024
Es ist sonnig, heiß. Möglichst früh starten wollen, aber am Ende wirds wieder 10. Nehmt doch noch diese riesen Schachtel Gebäck mit! Die Taschen sind schon zu voll. Bis Mittag möglichst weit kommen, nachher lassen die Wadln erfahrungsgemäß nach. Zwei Stunden durchradeln bis Andorra (nicht der Staat). Die ärgste Mittagssonne durchtauchen bei Mittagessen vom Vorabend und Kaffee.
Weiter Richtung Ejulve, immer leicht aufwärts. Kaum Autos auf der Landstraße, ab und an ein Laster. Immer wieder saftige Wiesen, die gar nicht in die Landschaft aus trockenem Gestrüpp passen. Pause an der Abzweigung nach Crivillén, kalte Supermarkt Tortilla und Kekse. Zum ersten Mal 1.000 Meter über dem Meeresspiegel.
Am Dorfeingang von Ejulve steht ein gigantischer Motorradhandschuh. Vorbei an dem einzigen offenen Lokal. Eine Gruppe Jugendliche johlt uns zu, sonst ist der Ort ausgestorben. Am Rathausplatz warten, bis der Greißler aufmacht. Der Apotheker sperrt grad nebenan auf und fragt was wir hier wollen. Die Greißlerin macht in dieser Jahreszeit nur am Vormittag auf, meint er und ruft sie gleich an. Mit einem Frühstück für den nächsten Morgen in den Taschen radeln wir hoch zum Puerto de Majalines.
Ein letztes Mal schweißnass. Oben weite Blicke auf die heutige Strecke. Wind zieht auf, zum ersten Mal eine zusätzliche Spannleine des Zelts fixieren. Diesmal aber wirklich früh aufstehen. Die Sonne geht erst um halb 8 auf, also doch noch ein bissi schlafen. Immerhin um 9 runterfetzen nach Aliaga.
Vorbei an der Central Termica de Aliaga, ein ehemaliges Braunkohlekraftwerk. Beim anschließenden See, einst Kühlwasserquelle für das Kraftwerk, tummeln sich die verschiedensten Vogelarten im dichten Schilfgürtel. Gegenüber ein kurzes Stück Schacht, Überbleibsel des Braunkohlebergwerks. Unwirklich aussehende Flechten auf einer verrosteten Schaufel.
In Aliaga einkaufen und schnell weiter. Der Vormittag schon passé und noch über 60 Kilometer nach Teruel. Steil hoch durch den Parque Geologico von Aliaga, Schichten aus Kalkstein türmen sich zu Bergen von knapp über 1400 Metern. Oben starker Wind genau aus der Richtung in die wir müssen.
Ein Hochplateau bedeckt von Feldern, durchtrennt von einer Straße, darauf wir, zwei kleine Punkte in der Landschaft. Im Schneckentempo nach Camarillas, kurz aus dem zermürbenden Wind kommen. Es geht quälend langsam voran, abschalten und treten. Irgendwann endlich die A-226 nach Teruel.
Auf 20 Kilometern 800 Höhenmeter runter. Teil schlechter Asphalt, die Abfahrt macht oft mehr Angst als Spaß. Nach 10 Stunden unterwegs sein, endlich duschen.
Teruel
6. April 2024
Ein Touristenort auf dessen Straßen man nur Spanisch hört. Einen Schluck Wasser vom Brunnen auf der Plaza Carlos Castel. Der Torico, ein kleiner Bronzestier, hoch oben auf einer Säule. An jeder Seite ein Stierkopf aus Messing der Wasser speit.
Die wichtigen Kirchen mit Glockenturm im Mudéjar-Stil, orange Ziegelfassade durchzogen von grün glasierten Tonelementen. Als Mudéjares bezeichnete man die islamische Minderheit im christlichen Königreich Aragonien. Unter ihnen viele Handwerker die maurische Stilelemente in den spanischen Städten verewigten.
Wie auch in anderen Orten schon oft beobachtet, überall wunderschöne Fliesen. Bisher meistens blau-weiß, hier immer grün-weiß-schwarz. Im Museo Provincial de Teruel eine mögliche Erklärung: Die Verwendung von Kobaltoxid für blaue Ornamente kam erst spät nach Teruel, man blieb länger beim bereits bekannten grün (Kupferoxid), weiß (Zinnoxid) und schwarz (Manganoxid). Das Museum bei freiem Eintritt außergewöhnlich gut aufbereitet. Viel zu viel für einen Vormittag und alle Texte nur auf Spanisch.
Ein großes Alhambra zum Abschied. Morgen nach Albarracín.