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Man spricht Deutsch

Von Valencia nach Murcia

11. bis 14. April 2024

Valencia liegt am Meer wie Wien an der Donau. Das Meer nicht gesehen doch wir wollen wieder ins Hinterland. Am Morgen der Abfahrt wird uns die reservierte Absteige storniert, es gibt keine leistbare Alternative. Alternativplan Campingplatz am Meer, losradln Richtung Süden.

Die ersten 20 Kilometer keine Sicht aufs Meer. Die Landstraße vorbei an der Albufera, eine große Süßwasserlagune. Ein Floß voller Tourist:innen legt ab wie wir vorbeiradln. Am Weg schrecken wir immer wieder Silberreiher auf, der beim Flug eingezogene Hals erinnert an einen Pelikan.

Mittagessen in el Perelló (schon der zweite Ort mit diesem Namen). Gähnende Leere am Strand und auf der Promenade dahinter. Hotels reihen sich nahtlos aneinander, viele sind im Umbau vor Saisonbeginn. Eine stoische Chinesin hat ihre Strandbar trotzdem offen, zwei Café solo und ein Kreuzworträtsel.

Ein Stück den Strand entlang, dann wieder auf die Landstraße. Um den Landzipfel bei Cullera, Häuser zu reicher Leute und protzige Hotels. Das Meer einen Tick blauer.

In der Strandfraktion von Xeraco zum Camping San Vicente. Winzig, direkt am Meer und deutsch. Wir stehen am Eingang. Ein dicker Mann mit sonnengerötetem Haupt sitzt in einem Netzsessel vor seinem Wohnwagen und winkt uns freundlich zu: Die Rezeption ist oben.

Spitze!

Das staubige Eckerl vorm Klo ist für die Zelte vorgesehen. Unser Zeltnachbar ein Österreicher mit sonnengegerbtem Gesicht, Chopper und den Füßen auf einem Campingtischerl. Cowboystiefel hätten ihm gut gestanden.

Den verbleibenden Nachmittag strandln. Die Dopaminflut, wie ich mich gegen die Wellen werfe, lässt die Kälte des Wassers kaum spüren. Nach dem Baden einen Snack am Strand und Tinto de Verano an der Bar. Die Chefin spricht wirklich perfekt Deutsch. In einem Sofa in der Rezeption, die wie ein umgebautes Wohnzimmer wirkt, sitzt eine alte Dame mit ihrem genau so alt aussehenden Yorkshire Terrier.

Fast wie Mitch Buchannon
1 Teil Rotwein, 1 Teil Limonade (Gaseosa)

Proviant für die nächsten Etappen besorgen und am Weg die PLAZA CHINA entdecken. Aliexpress als Dorfladen, ein kleiner Kreuzschraubenzieher um 1.20 € für den nächsten Kabelbruch. Am Abend vegetarische Paella in der Campingbar, ein paar Stücke Fleisch sind aber noch drinnen. Wir sind die einzigen Gäste, im Zelt hört man noch die Wellen rauschen. Am Morgen sprühgetrockneter Kaffee am Strand. Der Traktor glättet den Sand aber nicht uns.

Schön wars

Von 0 auf 900 Meter. Wildcampen am Abend also kein Stress am Morgen. Lange durch die Orangenfelder in Richtung Berge. Eine köstliche Mandarine von der Straße retten. Am Straßenrand eine große japanische Wollmispel. Die Früchte schmecken herb-süßsauer und bestehen fast nur aus Kernen, wie Murmeln im Mund.

In der Mittagssonne über einen kleinen Pass nach Xàtiva. Die Hänge, Terrassen voller Orangenbäume. Oben der Blick zurück aufs Meer.

In Xàtiva am Kirchenvorplatz mittagessen und zu lange in einer Wermutbar beim Kaffee sitzen. In der drückenden Nachmittagshitze verflüchtigt sich die Lust aufs Radln. Hörbuchhören und durchdrücken, das warme Flaschenwasser stillt den Durst nicht mehr. Bei Enguera den direktesten Weg nehmen und weinen, steile Rampen aus losem Schotter. Die letzte Anhöhe vor Almansa für den nächsten Tag lassen, es ist schon nach 8 Uhr. Zu viel zahlen für eine kurze Nacht am Camping Los Carasoles aber immerhin duschen.

Sonnenliegen in Xàtiva

Auf staubigem Schotter hochkriechen und wieder runterrasen nach Almansa. Die Schutzbleche scheppern ordentlich. Im schattigen Schanigarten vom Café Casa Grande unter neugierigen Blicken die Kette ölen und abziehen. Diesmal sanft die Landstraße hochschlängeln, aus den kiefernbewaldeten Hügeln ragen überall Windräder. Runterrollen nach Yecla.

In Yecla gibts nicht viel. Um 4 Uhr Nachmittag alles ausgestorben. Snacken am Kirchplatz und zum Schlossberg hochspazieren. Beim Rathaus junge Leute in Tracht die sich auf ein Konzert vorbereiten. Beim Streetsoccer zuschauen und über die Stadt blicken. Um 8 Uhr schon wieder alles voller Menschen.

Die Schnellstraße raus aus Yecla in Richtung Murcia. 20 Kilometer durch Weinberge, hier wird hauptsächlich die Rotweinsorte Monastrell angebaut. Wieder keine Wolke am Himmel, wieder über 30 Grad angesagt. Mittagspause in einem kleinen, schattigen Park in Torre del Rico. Über das unergründliche Verhalten dreier Tauben im Kirchturmfenster spekulieren.

Ungesund steil durch die Sierra de La Pila hoch zum Puerto Frio, Schlangenlinien, wenn kein Auto kommt. Oben starker Wind und Blick hinunter ins staubtrockene Becken von Fortuna und Albanilla. Der Gegenwind bremst die Abfahrt, vorbei an einem Marmorsteinbruch. Rasten im tristen Fortuna.

Puerto Frio

Um 3 Uhr Nachmittag ist der Ort ausgestorben. Eine speckige Eisdiele, die Heladeria la Jijonenca gegenüber der Kirche hat offen. Ein Mann sitzt draußen bei einem Bier zwischen zwei Türmen gestapelter Alu-Stühle, wir nehmen uns zwei. Selbst im Schatten des Heineken-Sonnenschirms ist es brütend heiß. Das Personal sitzt drinnen um einen Tisch versammelt und blickt uns argwöhnisch an. Wir essen eine Kugel Eis, aber es ist nicht besonders gut. Ein alter Mann in dunkelblauen Plüschpatschen setzt sich ebenfalls vors Lokal. Er isst eine Kugel Eis, dazu ein großes Glas Celestino (Limoncello). Jedem vorbeifahrenden Auto winkt er zu. Es schlägt 4 Uhr und wir brechen auf.

Durch die Industriezone von Fortuna, durch Zitronenfelder und schließlich durch die Peripherie von Murcia. In Monteaguado eine riesige Jesusstatue auf einem Hügel. Zum Glück ist Sonntag, ohne Feierabendverkehr entspannt in die Innenstadt radln.

Murcia

15. April 2024

Das Cathedral Hostel ist wirklich sehr nahe der Kathedrale. Der Hostel-Vibe ist eher trist, zum Glück haben wir uns ein eigenes Zimmer gegönnt. Die Supermärkte am Sonntag zu, ein Hauch Wien. Ein Asialaden hat offen, Instant Ramen und Baos im Zimmer.

Die Kathedrale von Murcia weniger beeindruckend als erwartet. Der Priester leiert die Messe während Tourist:innen durch die Kirche schlendern. Es ist noch heißer als am Vortag. Auf der Plaza de las Flores nahe am Brunnen bei einem Bier runterkühlen. Als spätes Mittagessen ein paar Empanadas im Schatten der Kathedrale, dann für ein paar Stunden Siesta aufs Zimmer.

Die Hitze

Um halb 6 immer noch heiß, langsam zur Post spazieren, Briefmarkerl kaufen. In der Abendsonne im Jardin de Floridablanca auf der Wippe wippen und die riesigen Gummibäume bestaunen. Zur Trapería Uno und bei Tapas und einem Glas Monastrell den Abend ausklingen lassen. Vorm Heimgehen zwei Paparajotes essen, mit Teig ummantelte und dunkelbraun frittierte Zitronenblätter bestreut mit viel Zimtzucker.

Morgen wieder ans Meer, nach Cartagena.


Kommentare (3)

Geografisch und kulinarisch interessante Infos! Mir scheint, die Spanier haben sich in ihrer heißen Heimat erfrischende drinks ausgedacht, stimmts? Ihr zwei verdient sie euch allemal für die vielen schweißtreibenden Höhenmeter😅
Haha sel stimmp, an Sangria mias mr a no trinken 🍷
Hellloo Butch!!!

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