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Hunderter

Von Albarracín nach Valencia

7. bis 9. April 2024

Wahrscheinlich wären wir von Teruel direkt nach Valencia, aber es ist Südwind angesagt und nach der letzten Etappe keine Lust mehr auf Gegenwind. Also nach Albarracín, Richtung Nordwesten. Die kürzeste und unspektakulärste Route zuerst durch Industriezone, dann kerzengerade Landstraße. Nix verpasst, denn es ist neblig an diesem Morgen.

Etwas außerhalb von Albarracín am Campingplatz Ciudad de Albarracín. Diesmal mehr Zelte, hauptsächlich von coolen Boulderern. Mühsam Handwäsche um ein paar Euro bei der Waschmaschine zu sparen. Lange in der Campingbar bei einem Kaffee sitzen und die Route für die nächsten Tage planen. Mit dem Rad auf eine Runde nach Albarracín.

Albarracín

Rote Lehmhäuser mit sichtbarem Fachwerk, enge Gassen mit überhängen Fassaden und eine überdimensionierte Stadtmauer. Auf einem Hügel über dem Ort sitzen, runterschauen und Wers-zuerst-mit-dem-Stein-trifft spielen. Kathi findet ein Stück Kalkstein mit Fossilabdruck, ich eine mit Stein gefüllte Muschel. Noch bis zum Glockenschlag auf dem Dorfplatz sitzen und die andern Leute beobachten.

Und jetzt ab in den Schlafsack

Am Morgen wieder sonnig. Die ungeschleuderte Wäsche ist zum Glück trocken. Nach Südosten hoch in die Pinares de Rodeno. Aus einem Meer aus Kiefern ragen Felsen aus rotem Sandstein. Für die sind die ganzen Boulderer hier. Die anderen für die jungsteinzeitliche Höhlenkunst, die man auf einigen der Felsen findet.

Runterrollen nach Bezas. Im El Molino im windigen Sonnenschein einen Kaffee trinken. Eine deutsche Wohnwagenlenkerin fragt uns wo denn die nächste Tankstelle sei und sudert irgendwas von ihrem Navi. Noch mal schweißtreibende 300 Höhenmeter hoch durch die Pinares. Aus dem Kiefernwald draußen riesige Wacholderbäume, dazwischen blüht alles blau und gelb, Rosmarin und Ginster. Atemberaubende Abfahrt nach Castelfabib.

Kathi versucht ein scharfes Wendemanöver und fällt um

Das Tal den Ebrón Bach entlang, bis der schließlich in den Turia Fluss mündet. Dem Turia werden wir fast bis Valencia folgen. In Ademuz bei einem Bier in der Bar Arrabal sitzen, dem Schmäh am Nachbartisch zuhören und nix verstehen. Immer mehr Leute versammeln sich am anschließenden Kirchplatz. Dann der bekränzte Mercedes, ein Begräbnis.

Jetzt aber weiter

Die Sonne geht langsam unter, ein letzter Hügel trennt uns vom Feierabendzimmer in Santa Cruz de la Moya. Noch mal schwitzen, 300 Höhenmeter hoch. Ein Mann und seine Frau parken an der Spitze und schauen in die weite Landschaft. Wie sie uns sehen, anerkennende Gestik. Der Feierabend viel heißes Essen und spanische Quizshows. Freiwillig früh schlafen gehen.

Wenn man endlich mal vor 9 aus dem Haus ist

Der erste Hunderter, die Route am Handy einstellen und schauen, wie die Kilometer langsam schmelzen. Bis Valencia noch 116. Dafür extra früh starten, beim Aufstehen noch leicht finster. Der Wind hat gedreht, kommt jetzt aus Norden, eiskalt. Hoch über dem Turia über eine Brücke, an den Felsen die erste Sonne. Ein Laster voll mit Schweinen fährt vorbei, der Fahrer grüßt freundlich, die Schweine schauen traurig.

Ein letztes Mal 300 Höhenmeter rauf, der Wind im Rücken hilft. Auf knapp über 1.000 Meter der höchste Punkt des Tages, Valencia liegt auf 0. Die frisch asphaltierte CV-35 mit Rückenwind nach Chelva. Am Kirchplatz Mittagessen und eine Packerl-Horchata. Es ist so unfein windig, dass wir die Kaffeetassen in den Windschatten der Kirche tragen.

Der Begriff Horchata [ɔrˈʧata] wird im spanischen Sprachgebrauch im weiteren Sinne für alle Erfrischungsgetränke verwendet, die auf zerstampften, zerdrückten Früchten, Nüssen oder Samen basieren. Der Name stammt aus dem valencianischen „Orxata de Xufes“ (=Erdmandelmilch).1

Weiter auf der Schnellstraße, der Verkehr immer ärger. Bei Losa del Obispo abbiegen in die Orangenfelder. Kathi stiehlt eine Orange und fällt dabei auf den Hintern. 10 Kilometer ur fein durch die blühenden Orangenfelder, dann noch mal 10 durch die grauslige Peripherie von Valencia.

Instant Karma

Valencia

10. April 2024

Endlich wieder große Supermärkte. Beim Mercadona, Mikrowellen-Patatas Bravas und ein Gaspacho aus der PET-Flasche. Schlecht schlafen weil der Bodybuilder im Nebenzimmer schnarcht wie ein Sägewerk.

Etwas planlos umherwandern, es ist heiß und laut. Eine witzige und eine schöne Postkarte kaufen. Den Mercado Central durchstreifen, alles schaut köstlich aus und nix ist vegan. Draußen eine echte Horchata und einen Fartón holen.

Der Fartón

Im netten Barrio del Carmen umherwandern und im Centre del carme gratis eine witzige Kunstausstellung ansehen. Für die Jause zum Taco Bell. Mit dem Bus ewig zur Ciutat de les Arts i les Ciències rausfahren. Unter den spacigen Arkaden am Wasser liegen und Leute beobachten.

Städte besichtigen ist anstrengender als Radln.


  1. Wikipedia-Artikel zu Horchata 


Kommentare (2)

Rauf und runter, schwitzen und frieren, genussvoll und nervig, kulturell und alltäglich,... an Abwechselung fehlt's euch offensichtlich nicht😉 Wünsche weiterhin so spannende Zeit
Mann, mann, mann da hat was Platz

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